Aveiro Altstadt: Sehenswürdigkeiten & persönliche Eindrücke
Aveiro in Portugal ist eine Stadt mit ganz eigenem Charakter. Fassaden im Jugendstil, traditionelle Boote, auf denen Besucher über die Kanäle schippern und bunt gekachelte Häuser. Und dennoch: Es dauerte etwas, bis ich mit Aveiro warm wurde.
Inhalte
Während meines Urlaubs in Porto unternahm ich einen Ausflug ins südlich gelegene Aveiro, das auch als “Venedig Portugals” bezeichnet wird. Warum ich mich für Aveiro entschieden habe? Aveiro schien mir anders zu sein als die Städte, die ich mir alternativ hätte ansehen können, und ich hatte Lust, eine “andere Seite” von Portugal zu sehen.
Schmackhafte Formulierungen wie “malerische Kanäle, prachtvolle Jugendstilbauten, beeindruckende Sakralbauten und Strände mit bunten Hütten” in einzelnen Beiträgen weckten bei mir außerdem hohe Erwartungen. Und dann die Ernüchterung: Aveiro und ich, das war keine Liebe auf den ersten Blick. Aber sie entwickelte sich langsam, je mehr Zeit ich dort verbrachte.


Aveiro im Überblick
Land: Portugal
Einwohner: rund 81.000
Lage: Nordportugal, rund 75 Kilometer südlich von Porto
Sehenswürdigkeiten & To-dos: u.a. Rathaus, historischer Bahnhof, sich durch die Altstadt treiben lassen, Bootstour mit einem traditionellen Moliceiro
Nice to know:
- Aveiro wird wegen seiner drei Kanäle als “Venedig Portugals“ bezeichnet.
- Die Stadt ist bekannt für ihre bunten Häuser und die Jugendstilfassaden.
- Einst war Aveiro für seine Salzgewinnung bekannt. Heute sind hier wichtige Wirtschaftszweige wie Metallverarbeitung, Porzellan-, Keramikproduktion, Papierherstellung und Korkverarbeitung ansässig.
Mit dem Zug von Porto nach Aveiro
Von Porto aus bin ich bequem mit dem Zug nach Aveiro gefahren. Etwa im 30-Minuten-Takt verkehren ab dem Bahnhof São Bento sowie Porto Campanha die Bahnen und benötigen je nach Verbindung eine bis anderthalb Stunden von einer Stadt zur anderen. Ein Einzelticket für den Urbano-Zug (auf der Webseite der Portugiesischen Bahn Comboios de Portugal mit einem U gekennzeichnet) kostet 3,90 Euro.
Alternativ bietet Comboios de Portugal für Touristen das “Oporto Urban Trains”-Ticket an, mit dem man innerhalb eines bestimmten Zeitraums unbegrenzt die Regionalzüge in die Städte Aveiro, Braga, Guimarães und Marco nutzen kann. Ein Ticket für einen Tag kostet 7,50 Euro, für drei Tage 16,00 Euro (Stand: Juni 2025).
Mein Fail mit der Andante Card
Da ich in Porto mit der Andante Card unterwegs war, wollte ich diese auch für den Ausflug nach Aveiro nutzen. Zumindest habe ich im Vorfeld gehört, dass ich mit der aufladbaren Karte die Regionalbahnen in benachbarte Regionen nutzen kann.
Allerdings stellte mich mein Vorhaben zunächst vor zwei Probleme:
- Ich habe im Internet zwei unterschiedliche Zonensysteme gefunden, die mich ordentlich verwirrt haben. Als ich die vermeintlich richtige Zone gewählt hatte, ging ich mit meinem Wissen zum Bahnhof São Bento, um zwei Tickets für Hin- und Rückfahrt am Automaten auf meine Andante Card zu laden.
- Das zweite Problem: Am Bahnhof stehen Ticketautomaten der portugiesischen Bahn, die eine andere Menüführung haben als die der Metro und (zumindest dort wo ich war) keine englische Übersetzung hatten. Eine junge Portugiesin half mir beim Kauf, wobei ich stutzig wurde, weil der Preis nichts mit dem zu tun hatte, was ich vorher gelesen habe. Es war mehr. Nun gut, sei es drum, wir haben die Tickets auf meine Karte geladen.
Auf der Fahrt nach Aveiro hat das Ticket problemlos funktioniert. Für die Rückfahrt konnte ich das Zweite nicht nutzen. Es wurde vom Entwerter mit einem roten Licht abgestraft. Also schnell zum Schalter. Die Erklärung habe ich nicht verstanden, außer, dass es nicht geht. Somit habe ich ein neues Ticket kaufen müssen, aber zu dem Preis, wie er eigentlich sein sollte. In Porto war meine Andante Card mit dem verbleibenden Ticket wieder gültig.
Also merke: Du kommst mit der Andante Card anscheinend raus aus Porto, aber nicht wieder rein.
Am einfachsten ist nach meiner Erfahrung vor Ort, Tickets für einen Tagesausflug am Schalter zu kaufen. Dann erhältst du eine Karte der portugiesischen Bahn, auf die, wie bei der Andante Card, das Ticket geladen wird und vor der Abfahrt wie üblich an einem der vielen Entwerter validiert werden muss. Alternativ besorgst du das oben genannte Touristenticket.

Persönliche Eindrücke
Der Weg vom Bahnhof über die R. Cmte. Rocha e Cunha Richtung Zentrum erschien mir lang und grau, wenngleich mir bewusst war, dass Bahnhöfe selten in der schönsten Umgebung liegen. Als ich endlich am zentralen Kanal ankam, war ich enttäuscht. Das soll es sein?
Ich sah mir den Kanal an, der in einem kleinen Becken mündete, im Hintergrund dominiert die Antiga Fábrica Jerónimo Pereira Campos mit Schornstein die Kulisse. Sie war einst eine der wichtigsten Keramikfabriken Portugals. Heute finden dort verschiedene Ausstellungen und Veranstaltungen statt.
Aufgeben gilt nicht, schließlich bin ich ja erst angekommen. So schlenderte ich am Kanal entlang, ab und an fuhr eines der berühmten Moliceiros an mir vorbei und nach und nach fiel mir die entspannte Stimmung der anderen Passanten auf.
In der Innenstadt holte ich mir in einem netten kleinen Café einen Cappuccino und ein Pastel de Nata, das war jetzt genau das Richtige. Dort traf ich auf ausgesprochen freundliche Menschen, mit denen ich mich kurz unterhielt. Heute sei Karneval, erzählte mir eine Frau, als ein kleines verkleidetes Mädchen durch das Café lief. Mit meiner Ausbeute setzte ich mich in die Fußgängerzone direkt an den Kanal.
Erst mal ankommen. Und das tat ich. Mit Kaffee, Gebäck und dem netten Gespräch gefiel mir Aveiro schon gleich um Längen besser. Von irgendwoher kam Musik. Plötzlich fiel mir auf, dass Menschen in diese Richtung strömten.



Karneval in Aveiro
Ich strömte mit, schließlich wollte ich ja was erleben. Und auf einmal war ich mittendrin. Ein großer Karnevalsumzug der Schulen fand statt und bunt verkleidete Grundschüler mit ihren Lehrern zogen von fröhlicher Musik begleitet durch die Stadt, am Weg standen Eltern mit Handys und warteten darauf, dass ihre Kinder vorbeikamen. Weiter hinten sprühten Konfetti-Kanonen buntes Flitterzeug in die Luft und ein kleines Feuerwerk sprühte Funken für jede Schülergruppe, die von einer Moderatorin angekündigt wurde.
Ich schaute mir das Spektakel an, wippte zur Musik mit und beobachtete von meinem erhöhten Platz aus die Menschen. Wie schön, einfach diesen
Einblick in das Leben von Aveiro zu erhalten! Als der Umzug vorbei war, merkte ich erst, dass ich dort war, wo ich hin wollte: in der Altstadt, bei den hübschen Häusern. Bevor ich weiterging, brachte ich mich mit vielen anderen vor einem Regenschauer in Sicherheit, dann war ich für Aveiro bereit.

Sehenswürdigkeiten & Aktivitäten in Aveiro
Aveiro hält insbesondere bei den Gebäuden einige Sehenswürdigkeiten bereit. Dazu gehören beispielsweise der alte Bahnhof, die Kathedrale, das Kloster und natürlich die Jugendstilbauten. Wer gut zu Fuß unterwegs ist, kann außerdem hübsche Parks besuchen oder zu den Salinen laufen.
Sich durch die Altstadt von Aveiro treiben lassen
Wie üblich entschied ich mich, auch Aveiro auf eigene Faust und zu Fuß zu erkunden. Die Altstadt ist dafür wie gemacht. Nach dem Regenschauer und meinen Startschwierigkeiten bummelte ich nun bewundernd durch die hübschen Gassen von Aveiro und bestaunte die kunstvollen Azulejos, die bunten Fassaden und das Gesamtensemble der Altstadt. Ich hatte keinen festen Plan, sondern lief im wahrsten Sinne des Wortes immer der Nasenspitze nach: An Kreuzungen ging ich immer in die Richtung, in die meine Nasenspitze am längsten zeigte.
Ich bin ja ein großer Fan der portugiesischen Gehwege (Calçada portuguesa), die mit kleinen Quadern aus weißem Kalkstein und schwarzem Basalt kunstvoll gepflastert sind. Sie sind absolut sehenswert! Meiner Meinung nach sollten auch sie gebührend gewürdigt werden.
Manchmal ist es besser einen Plan zu haben. Vor lauter Bummelei und der Nase nach vergaß ich völlig dem hübschen Rathaus und dem Parque Infante Dom Pedro einen Besuch abzustatten.



Jugendstil in Aveiro
Sehenswert sind auch die Jugendstilhäuser, für die Aveiro bekannt ist. Die Blütezeit dieser kunstgeschichtlichen Epoche war etwa von Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Elemente sind beispielsweise dekorativ geschwungene Linien und großflächige florale Ornamente. Der Jugendstil war in ganz Europa verbreitet, deswegen gab es unterschiedliche Strömungen. In Portugal wurden beispielsweise “lediglich” die Fassaden von Gebäuden im Jugendstil gehalten, die Inneneinrichtung hingegen nicht.
In Aveiro hielt der Jugendstil Einzug mit portugiesischen Rückkehrern aus Brasilien, einer ehemaligen Kolonie Portugals. Dort reich geworden, konnten es sich die Rückkehrer nun leisten, Häuser im verspielten, aber teuren Jugendstil bauen zu lassen. Wie so häufig und in anderen Städten auch, wurden die Gebäude im Laufe der Zeit verlassen und dann dem Verfall überlassen. Mittlerweile werden sie restauriert.
Im Museu de Arte Nova, im Haus Casa Major Pessoa, kann man eine kleine Ausstellung zum Jugendstil ansehen.

Bootstour mit dem Moliceiro
Bei Touristen besonders beliebt ist eine Bootstour mit den traditionellen Moliceiros über die Kanäle der Stadt, die zu einem Markenzeichen von Aveiro geworden sind. Die schmalen farbenfrohen Boote tragen bunte Bilder am geschwungenen Bug sowie Heck, die mal zotig, mal religiös sind, historische Szenen zeigen oder einfach etwas ganz Alltägliches. Jedes Boot ist unterschiedlich und sofern sie im Hafen liegen, lohnt es sich, genauer hinzusehen.
Die rund 7,5 Meter langen und rund zwei Meter breiten Boote hatten ursprünglich Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem den Zweck, in den Buchten und Lagunen rund um Aveiro Seegras und Seetang zu sammeln. Diese wurde dann als Düngemittel für die Felder verwendet. Nach und nach wurden die natürlichen Rohstoffe durch Kunstdünger ersetzt und dieser Industriezweig starb.



Salinas de Aveiro besichtigen
Die Salzgewinnung spielte für Aveiro seit jeher eine wichtige Rolle. In der Ria de Aveiro, einer ausgedehnten Küstenlagune, wird immer noch Salz gewonnen, wenngleich nicht mehr mit der historischen Bedeutung wie etwa im 16. Jahrhundert. In der Lagune vor der Stadt befinden sich die Salinen. Das Gebiet wird durch Ebbe und Flut mit Salzwasser aus dem Atlantik genährt. Bei Flut wird Salzwasser auf spezielle Felder geleitet, das durch Sonneneinstrahlung verdampft und lediglich das Salz zurücklässt.
Statt eine Bootsfahrt mit einem Moliceiro zu machen, bin ich zu Fuß an der Av. Dr. David Cristo am Kanal entlang zu den Salinen gelaufen. Bei Google Maps sah es so aus, als könnte ich ziemlich weit hinauslaufen. Allerdings endete meine Abenteuerlust an einem Industriegelände, dem sich ein Hafen anschloss. Weil ich mich recht unwohl fühlte und nicht wusste, ob ich hier überhaupt sein darf, drehte ich um und lief über eine kleine Brücke zur R. do Sal, hinter der ebenfalls Salinen waren.
Solltest du Freude an
Vogelkunde
haben, pack dein Fernglas ein! In den Salinen waren in der Ferne viele Vögel auf Nahrungssuche und es wären sicherlich noch mehr gewesen, wäre es nicht Mittag gewesen. Ich hätte sie gerne länger beobachtet, aber ohne Fernglas oder Teleobjektiv eher schwierig. Generell ist die Ria von Aveiro bekannt für ihren Artenreichtum. Mit etwas Glück kannst du sogar Flamingos sehen.

Costa Nova
Im Zusammenhang mit Aveiro wird immer das kleine Küstenörtchen Costa Nova genannt, das für seine bunt gestreiften Fischerhäuschen bekannt ist. Der Ort liegt auf einer schmalen Halbinsel zwischen Atlantik und Lagune und ist rund zehn Kilometer von Aveiro entfernt.
Neben den bunten Häusern erwartet Besucher die Atlantikküste sowie der Leuchtturm Farol de Aveiro bzw. Farol da Praia da Barra, der mit seinen 63 Metern der höchste Leuchtturm Portugals ist. Er kennzeichnet die Mündung der Ria de Aveiro in den Atlantischen Ozean.
Jeden Mittwoch von 14:00 bis 17:00 Uhr ist er für die Öffentlichkeit im Rahmen einer Führung kostenlos zugänglich. Die Plätze sind jedoch stark begrenzt: Laut Google-Rezensionen gilt die Regel: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Bei meinem Besuch in Aveiro habe ich Costa Nova ausgelassen. Zum einen war das Wetter sehr unbeständig, zum anderen wollte ich mir den Ort ganz in Ruhe ansehen und am Strand spazieren.

Häufige Fragen zu Aveiro
Wo sind die bunten Häuser von Aveiro?
In der Altstadt von Aveiro finden sich zahlreiche bunte und pastellfarbene Häuser, außerdem sind viele mit den für Portugal typischen und kunstvollen Azulejos gefliest.
Die bunten gestreiften Häuser, wie man sie auf vielen Bildern sieht, befinden sich in Costa Nova, einem Küstenort in der Nähe von Aveiro.
Was tun in Aveiro?
In Aveiro kannst du einiges sehen und erleben. Eine Auswahl:
- Eine Bootsfahrt mit einem traditionellen Moliceiro durch die Stadt
- Salinenführung
- Altstadt zu Fuß erkunden
- Einkaufszentrum Forum Aveiro
- Küstenort Costa Nova mit bunt gestreiften Häusern besuchen, der rund zehn Kilometer entfernt ist.
Für was ist Aveiro bekannt?
Zum einen ist Aveiro als „das Venedig Portugals“ bekannt, da seine drei Kanäle mit den bunten Boote gewisse Assoziationen mit Venedig wecken. Auf der anderen Seite gibt es in Aveiro wunderschöne Jugendstilhäuser, die du bei einem Stadtrundgang oder vom Boot aus entdecken kannst.
Wie viele Tage Aveiro?
Meiner Meinung nach ist Aveiro bestens für einen Tagesausflug geeignet, die Stadt lässt sich wunderbar an einem Tag erkunden. Wenn du darüber hinaus noch den Küstenort Costa Nova besuchen möchtest, würde ich mehr Zeit einplanen – vorausgesetzt du bist wie ich mit Bus und Bahn unterwegs. Dann ist der Zeitplan nämlich entstresst und du kannst dir alles in Ruhe ansehen.
Ist Aveiro in Portugal das Venedig?
Zumindest muss Venedig als Vergleich herhalten. Aveiro ist durchzogen von drei Kanälen, auf denen die bunten traditionellen Moliceiros mit Touristen entlang fahren. Ich verstehe, dass dies an die venezianischen Gondeln auf den Kanälen Venedigs erinnert, finde diesen Vergleich aber ehrlicherweise zu groß. Aveiro und Venedig sind zwei sehr unterschiedliche Städte mit eigenem Charakter, die sich meiner Meinung nach nicht miteinander vergleichen lassen.
Ist Aveiro in Portugal einen Besuch wert?
Ja. Auch wenn ich anfangs nicht viel mit Aveiro anfangen konnte, weil ich von der “falschen” Seite in die Stadt kam, ist Aveiro einen Besuch wert. Vielleicht hat die Stadt nicht den Stellenwert wie Braga, Porto oder Coimbra, aber dafür ihren ganz eigenen Charakter, der ebenfalls
sehenswert
ist.

Über mich

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