Duisburgs grüne Seite:
3 Tipps für Ausflüge bei schönem Wetter
Wer bei Duisburg nur an Industrie denkt, wird so wie ich schnell eines Besseren belehrt. Denn die Stadt hat einige Naherholungsgebiete, die wirklich einen Besuch wert sind. Ich war positiv überrascht, was es für schöne und interessante Orte gibt und wie gut sie mit dem ÖPNV zu erreichen sind.
Duisburg. Das ist Industrie, Stahl, Kohle und Koks.
Mitnichten! Duisburg hängt ein graues, staubiges, schmuddeliges Image an, dabei gibt es so einige schöne und
naturnahe Ausflugsziele. Ich konnte mir ein Bild davon machen, als ich den Landschaftspark Duisburg-Nord, Tiger & Turtle sowie die Sechs-Seen-Platte besuchte. Das sind bei weitem nicht alle Ausflugsmöglichkeiten und einige Punkte sind auf meiner Liste für Duisburg noch offen.
Schon gewusst?
- Mehr als zehn Prozent des Duisburger Stadtgebietes ist Waldfläche.
- Es gibt zwei Botanische Gärten.
- Darüber hinaus gibt es zahlreiche Parks und Grünanlagen wie beispielsweise den Rheinpark oder den Stadtpark Meiderich.

Landschaftspark Duisburg-Nord
Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist ein stillgelegtes Hüttenwerk, in dem von 1903 (erbaut ab 1901) bis 1985 Roheisen für die Stahlindustrie produziert wurde; bis zur Stilllegung insgesamt 37 Millionen Tonnen. Statt das Hüttenwerk abzureißen, wurde nach langen Diskussionen ein großer Park entwickelt, der als Naherholungsgebiet für die Duisburger Bevölkerung dienen sollte.
Heute ist das stillgelegte, renaturierte Industriegelände ein
Naturparadies, in dem zahlreiche Tier- und Pflanzenarten beheimatet sind. Der Landschaftspark Duisburg-Nord erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter wurde er 2015 von der britischen Tageszeitung "The Guardian" zu einer der zehn schönsten Großstadtoasen der Welt gekürt.


Schon lange habe ich mir vorgenommen, den Landschaftspark Duisburg-Nord zu besuchen. Wie es so ist, kam immer irgendetwas dazwischen. Seitdem sind einige Jahre ins Land gegangen.
Als ich im Frühjahr bei bestem Wetter endlich dort war, war ich ziemlich begeistert. Der Landschaftspark ist anders, besser, als ich ihn mir vor meinem inneren Auge vorgestellt hatte. So spazierte ich über das Gelände, bestieg den Hochofen 5 und staunte über die für mich wahnsinnig kompliziert erscheinenden Anlagen mit ihren unendlich vielen Rohren, Ventilen, Schrauben und Trichtern. Wer könnte denn hier bitte den Überblick behalten?
Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist mittlerweile ein eindrucksvolles Naherholungsgebiet mit vielfältigen Beschäftigungsmöglichkeiten für Groß und Klein. Für einige muss man sich vorher anmelden. Eine Auswahl:
Aussichtsplattform Hochofen 5
Definitiv der erste Punkt auf meiner Liste war, Hochofen 5 zu erklimmen, der für Besucher frei und kostenlos zugänglich ist und zu einer Aussichtsplattform umfunktioniert wurde. Auf gitternen Stahltreppen geht es vorbei an Rohren und Trichtern Etage für Etage nach oben. Dort angelangt, blickt man aus 70 Metern Höhe über Duisburg und das Umland.
Im stillgelegten Hochofen wurden Erze mit anderen Stoffen bei rund 2.000 Grad zu Roheisen geschmolzen. Der Weg nach oben bietet eine gute Gelegenheit, einen Einblick in die damalige Arbeit zu erhalten. Am Hochofen sind verschiedene Infotafeln angebracht, die erklären, welche Aufgaben der jeweilige Bereich hatte, an dem man sich gerade befindet. Ich wollte mir alle Infotafeln ansehen, um mehr über die Funktionsweise zu erfahren. Aber ich gebe zu: Teilweise habe ich nur Bahnhof verstanden, weil viele Begriffe für mich zu abstrakt und technisch waren.
- Bei Regen, Schnee, Glätte oder Unwetter ist der Hochofen geschlossen.


Wandern & Spazieren
Im Landschaftspark gibt es unterschiedlichste Areale beim Wandern oder Spazieren zu entdecken. Spazierwege, weite Grünflächen, ein industriegeschichtlicher Rundweg und Tiere und Pflanzen, die sich im Zuge der Renaturierung des Geländes angesiedelt haben, sorgen für Abwechslung und tolle Fotomotive. Ich war überrascht, wie grün und schön allein schon das Außengelände mit seinen üppigen Wiesen ist und wie entschleunigend das gesamte Gelände wirkte, obwohl die alten Industriebauten ja immer noch da sind.
Radfahren (+ Fahrradverleih)
Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist ebenso gut mit dem Rad zu befahren, es gibt vor Ort sogar einen Fahrradverleih. Je nach Lust und Laune geht es an alten Gleistrassen oder früheren Bauernhöfen vorbei. Darüber hinaus ist der Park an verschiedene
Radwege angeschlossen, wie etwa dem Emscher Park Radweg. Der Landschaftspark kann auf eigene Faust beradelt werden oder im Rahmen einer Führung, bei der es ein bisschen Industriegeschichte obendrauf gibt.


Führungen
Regelmäßig werden verschiedene Führungen angeboten, die ein Stück lebendige Industrie- und Kulturgeschichte vermitteln. Dazu gehören beispielsweise die Fackelführung oder die Hüttenführung.
Lichtinstallation
Ein Highlight, das ich leider nicht persönlich gesehen habe, sind die Lichtinstallationen an den Industrieanlagen. Laut Website ist das “volle Lichtprogramm ist jeden Freitag, Samstag, Sonntag, an Feiertagen und an den Vorabenden von Feiertagen zu sehen [sowie während der gesamten Schulferien in NRW]”. Mit
Einbruch der Dunkelheit wird die Beleuchtung eingeschaltet und daher jahreszeitbedingt nicht immer zur gleichen Uhrzeit.

Tauchgasometer
Im alten Gasometer befindet sich heute das größte Indoor-Tauchgewässer Europas. Er hat einen Durchmesser von 45 Metern und eine Tiefe von 13 Metern. In der Unterwasserwelt entdecken Taucher unter anderem ein Schiffs- sowie ein Flugzeugwrack, zwei Autos und ein künstliches Riff.
Ursprünglich diente der Gasometer als Zwischenlager für das sogenannte Gichtgas, das bei der Produktion von Roheisen entsteht.
Klettergarten
Auch Kletterbegeisterte finden im Landschaftspark alles, was ihr Herz begehrt. An den unterschiedlich steilen Wände und Türmen der ehemaligen Möllerbunker (einst wurden hier Koks und Eisenerze zwischengelagert) gibt es mit Leitern, Eisenstiften oder einfach der Betonstruktur Routen für jede Erfahrungsstufe.
Eine Besonderheit ist der 530 Meter lange Klettersteig "Via Ferrata Monte Thysso". An diesem können Kletterer beispielsweise für eine Tour in den Bergen trainieren oder einfach ihre Skills verbessern.
Anfahrt mit ÖPNV
- Straßenbahnlinie 903, Haltestelle DU-Landschaftspark Nord


Tiger & Turtle - Magic Mountain
Eldorado für Fotografen, Hotspot für Instagram, Zwischenstation für Fahrradgruppen. Die 20 Meter hohe begehbare Skulptur Tiger & Turtle - Magic Mountain auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe im Angerpark ist ein richtiger Anziehungspunkt.
Im November 2011 wurde Tiger & Turtle eröffnet. Die einer Achterbahn nachempfundene Großskulptur wurde im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 entwickelt. Sie ist begehbar und eröffnet bei schönem Wetter weite Aussichten auf das Umland und auf Duisburgs Industrielandschaft samt Hüttenwerken. Der Looping ist gesperrt und so muss man den gesamten Weg mit den schwungvollen Windungen, den man bis hierhin gegangen ist, wieder zurück laufen.
Abends erleuchten 880 LEDs die Skulptur. Tiger & Turtle bei Dämmerung oder im Dunkeln zu besuchen, muss wirklich toll sein, gerade für Fotografen.

Die Heinrich-Hildebrand-Höhe mit der Landmarke Tiger & Turtle hat einen historischen Bezug zum Standort. Die Achterbahn besteht aus Stahl und Zink und erinnert an die Zinkhütte, die hier früher stand.
Die Anhöhe ist eine sogenannte Halde, die aus Abfallprodukten des Bergbaus entstanden ist. Im gesamten Ruhrgebiet gibt es solche Halden, rund 45 sind im Besitz des Regionalverbands Ruhr und wurden als Ausflugsziel mit ikonischen Landmarken für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das schreit auf jeden Fall nach neuen Ausflügen für mich und vielleicht sind die Halden ja auch interessant für dich.
- An heißen Sommertagen gibt es auf der Anhöhe keinen Schatten.
- Tiger & Turtle ist rund um die Uhr geöffnet und kostet keinen Eintritt.
Anfahrt mit ÖPNV
- Straßenbahnlinie 903, Haltestelle "Tiger & Turtle"
- Alternativ und mit einem Fußmarsch verbunden: U79, Haltestelle “Duisburg Sittardsberg”


Sechs-Seen-Platte
Ein weiteres besuchenswertes Naherholungsziel ist die Sechs-Seen-Platte im Duisburger Süden, die sich aus Wambachsee, Masurensee, Böllertsee, Wolfssee, Wildförstersee und Haubachsee zusammensetzt.
Das gesamte Gebiet umfasst 283 Hektar und bietet unter anderem 25 Kilometer Spazierwege, Radwege, Reitpfade und ein Freibad am Wolfssee. Auf den Seen kann gesegelt oder Tretboot gefahren werden.
Ein beliebtes Ziel ist der
22 Meter hohe Aussichtsturm auf dem Wolfsberg, der einen tollen Rundumblick über die Seenplatte, die industrielle Skyline von Duisburg und bei schönem Wetter bis nach Düsseldorf bietet. Er ist ganzjährig frei zugänglich.

Um die gesamte Seenplatte gibt es Bänke und Plätze zum Päuschen machen. Seltene Tier- und Pflanzenarten sind hier beheimatet. Die Vögel haben herrlich gezwitschert und zumindest ich konnte an diesem schönen Plätzchen Erde meine Seele baumeln lassen.
Auch die Seenplatte hat einen industriellen Hintergrund: Ursprünglich handelte es sich um Sand- und Kiesgruben, deren Rohstoffe ab 1912 für Wohnsiedlungen, Industriebauten und Straßen abgebaut wurden. Die entstandenen tiefen Gruben füllten sich wieder mit Grundwasser. Ab den 60er Jahren wurde das Gebiet nach und nach renaturiert, aufgeforstet und für die Öffentlichkeit als Naherholungsgebiet zugänglich gemacht.
Anfahrt mit ÖPNV
- Von Köln kommend bin ich mit der S1 zur Haltestelle Duisburg-Buchholz gefahren und musste dann noch ein Stück zur Seenplatte laufen. Verschiedene Buslinien fahren aber auch dichter heran.


Mein Fazit: Ausflüge mit unerwartetem Nebeneffekt
Dass es in Duisburg so schöne Naherholungsgebiete und grüne Ausflugsziele gibt, war mir lange Zeit überhaupt nicht bewusst. Nicht nur haben mir die drei Orte wirklich gut gefallen und zu meiner Erholung beigetragen, sondern durch die Beschäftigung mit den besuchten Orten wurde generell mein Interesse am Ruhrgebiet geweckt. Wie etwa an den Halden, die nun auf meiner Ideenliste für Ausflüge stehen. Diesen Nebeneffekt hätte ich nicht erwartet, insofern: Danke, grünes Duisburg, für die Inspiration, mehr über das Ruhrgebiet zu erfahren und sich anzusehen.
Über mich

Hey, ich bin Katrin, schön, dass du auf meinem kleinen Reiseblog gelandet bist. Ich bin leidenschaftlich gerne unterwegs, liebe es, neue Menschen und Orte kennenzulernen und immer wieder ein bisschen mehr von mir selbst. Der Blog richtet sich an alle, die gerne alleine reisen oder es einfach mal ausprobieren wollen. Ich wünsche dir viel Spaß beim Stöbern.
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