Rotenburg an der Fulda: Ein Spaziergang durch die pittoreske Altstadt
Rotenburg an der Fulda wartet mit über 350 Fachwerkhäusern auf und lädt zum Entdecken und Staunen ein. Als ich in Nordhessen unterwegs und nicht weit von Rotenburg entfernt war, wollte ich eigentlich eine Nacht bleiben und mir die Stadt in Ruhe ansehen. Das Wetter hat mir zwar einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht, dennoch konnte ich mir bei einem Kurzbesuch einen tollen ersten Eindruck verschaffen.
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Ende Oktober verbrachte ich ein langes Wochenende im nordhessischen Alheim-Hergershausen. Ich wollte die Gelegenheit nutzen, mir im Anschluss das nur fünf Kilometer entfernt gelegene Rotenburg an der Fulda anzusehen: Fachwerkhäuser, Fotosafari, an jeder Ecke etwas entdecken – herrlich! Ich plante deshalb eine Nacht dort ein, damit ich genug Zeit hätte, doch das Wetter erwies sich mit Sturm, Regen und gefühlten eisigen Temperaturen als Spielverderber. Ich sag’s, wie es ist: Ich bin ein Schönwetter-Rausgeher. Dementsprechend warf ich meine Pläne über den Haufen und begnügte mich mit einem Minibesuch.
Rotenburg an der Fulda im Überblick
Einwohner: rund 13.000
Bundesland: Hessen
Sehenswürdigkeiten & To-dos: u.a. Rundgang durch die Altstadt, Schaukelspaß im Schaukelwald, Schloss mit Schlosspark, Bronzefiguren, Highwalk
Nice to know:
- Mehr als 350 Fachwerkhäuser gibt es in Rotenburgs Altstadt zu entdecken.
- Seit 1930 darf sich Rotenburg mit dem Prädikat “Anerkannter Luftkurort” schmücken
- Rotenburg kann auf mehr als 1.250 Jahre Stadtgeschichte zurückblicken.
- Praktisch: Rotenburg an der Fulda ist mit dem Zug gut zu erreichen. Der Bahnhof liegt zudem nur einen kurzen Fußweg von der Altstadt entfernt.
Altstadt Rotenburg an der Fulda
Bei einem Rundgang durch die Altstadt von Rotenburg an der Fulda gibt es jede Menge zu entdecken und Fachwerk-Freunde werden diese Stadt vermutlich lieben. Details wie Verzierungen oder historische Hausinschriften, aber auch Schnitzereien und bunte Farbgebungen machen aus jedem Gebäude ein Unikat. Ich lief an großen, kleinen, geraden und schiefen Häusern vorbei, die alle ihre Geschichte aus verschiedenen Jahrhunderten erzählen könnten. Das älteste Wohnhaus steht an der Breitenstraße 39. Es wurde vermutlich nach dem Stadtbrand von 1478 erbaut und ist bei späteren Bränden verschont geblieben.
Ich ließ mich durch die fast menschenleeren Straßen zur alten Stadtmauer auf der linken Seite der Fulda treiben. Mauer, Stadttor sowie die Türme wurden 1290 gebaut. Mit einer Länge von 2,4 Kilometern, einer Höhe von bis zu sieben Metern und bis zu drei Metern Breite bot sie den Rotenburgern Schutz vor Angriffen und Überfällen.
Zur Stadtmauer gehören auch der bis heute erhaltene Hexenturm sowie der Bürgerturm. Als die Zeit der feindlichen Übergriffe endete, wurden beide Türme zu Gefängnissen umfunktioniert. Auch die Stadtmauer erhielt eine neue Funktion: Sie diente als starkes Fundament für die mehrstöckigen Fachwerkhäuser, die man auf sie drauf baute. Diese im Stadtbild erhaltene Besonderheit können wir heute beispielsweise an der Alten Fuldabrücke bestaunen. Das nenne ich mal sinnvolle Verwertung!
Die Altstadt von Rotenburg an der Fulda ist wie zum Schlendern und Entdecken gemacht. Einen Stadtrundgang kann man wunderbar auf eigene Faust unternehmen und dabei Atmosphäre und Architektur im eigenen Tempo auf sich wirken lassen. Für diejenigen unter euch, die was Handfestes suchen, bietet die Stadt Rotenburg an der Fulda eine ausführliche Broschüre mit Infos zur Stadtgeschichte, historischen Gebäuden, einer Karte und vielen Sehenswürdigkeiten an.
Sehenswürdigkeiten in Rotenburg an der Fulda
Neben dem Altstadtensemble gibt es in Rotenburg an der Fulda eine Reihe weiterer Sehenswürdigkeiten und Ausflugsmöglichkeiten.
Bronzefiguren
Besonders gut haben mir persönlich die Bronzefiguren gefallen, die an verschiedenen Plätzen in Rotenburg zu finden sind. Auf natürliche Art und Weise fügen sie sich ins Stadtbild ein, so als ob echte Menschen durch einen Zauber zu Bronze erstarrt sind. Jede der elf Skulpturen erzählt ihre eigene alltägliche oder persönliche Geschichte. Die erste Bronzefigur, “Die zwei Knaben”, wurde im November 2000 an der Alten Fuldabrücke aufgestellt. Weitere Figuren sind unter anderem:
Tratsch der Marktweiber
Auf dem Marktplatz stehen drei Marktweiber zusammen und tauschen die neuesten Neuigkeiten aus. Eine der drei Frauen trägt eine Rotenburger Tracht, die sie als feinere Dame erkenntlich macht. Eine schwer beladene Frau hat ihren Korb neben sich gestellt, an dem sich ein Hund zu schaffen macht. Die dritte Frau stemmt ihre Arme in die Hüften und hört den beiden anderen zu.
Hütejunge mit Ziege
An der historischen Stadtmauer versucht der “Hütejunge mit der Ziege” selbige zu bändigen, während sie ein Büschel Gras aus der Stadtmauer frisst. Ziehen, Zerren, Rufen bringen nichts, die störrische Ziege lässt sich nicht von ihrer Futterquelle abbringen. Tatsächlich ist es wohl so, dass bis nach dem Zweiten Weltkrieg die Ziegen auf der Wiese zwischen Stadtmauer und Fulda gehütet wurden.
Die Diakonisse
Vor der Jakobikirche und nicht weit von den tratschenden Marktweibern entfernt steht die Diakonisse. Sie erinnert an die Gemeindeschwestern, die sich um Alte, Kranke und Hilfsbedürftige gekümmert haben. Diese Bronzefigur ist nicht nur den damaligen Schwestern gewidmet, sondern allen, die sich freiwillig in den Dienst der Gesellschaft stellen.
Weitere Bronzefiguren sind:
- Die zwei Knaben
- Der Froschkönig
- Kirchenmusiker
- Der Schleichwächter
- Familienidylle am Steinborn-Brunnen
- Bauer nach dem Handel
- Husar mit Pferd
- Bronzebüste “Moritz Katzenstein”
Rathaus
Das imposante dreistöckige Rathaus am Marktplatz, das von 1597–1598 errichtet wurde, hebt sich besonders hervor. In seiner ursprünglichen Bauweise wurde der Giebel mit einer überlebensgroßen Steinfigur des Heiligen Jakobus versehen. Dann kam der Dreißigjährige Krieg und das Rathaus wurde durch einen gelegten Brand schwer beschädigt. Im Zuge dessen wurde es bis 1656 in seiner heute zu sehenden Form wieder aufgebaut, jedoch ohne die Figur. Der mächtige Fachwerkgiebel ist nicht weniger prächtig.
Am Rathaus gibt es seit 1992 ein hell läutendes Glockenspiel, das täglich viermal erklingt:
- Vormittags: 9:31 Uhr und 11:31 Uhr,
- Nachmittags: 15:31 Uhr und 18:31 Uhr
Marktplatz
Rotenburgs Marktplatz ist bis heute in seiner historischen Form erhalten. Eingerahmt wird er vom Rathaus, der Jakobikirche und diversen Fachwerkhäusern. Cafés, ein Wasserspiel, die Touristik-Information sowie die Bronzefiguren “Tratsch der Marktweiber” und “Die Diakonisse” machen ihn zu einer lebendigen und zentralen Anlaufstelle in der Stadt. Wo einst gehandelt, gefeilscht und ge- und verkauft wurde, finden heute Veranstaltungen wie der Weihnachtsmarkt oder der Wochenmarkt statt.
Landgrafenschloss & Schlosspark
Einst der Sitz von Pomp und Adel, heute Sitz der Finanzschule Hessen: das Landgrafenschloss. Sein Bau begann 1570, es ist bereits das zweite Schloss, das in relativ kurzer Zeit errichtet wurde. Beim großen Stadtbrand von 1478 fiel das erste Schloss den Flammen zum Opfer, dabei war es erst acht Jahre zuvor erbaut worden. Das neue Renaissanceschloss stand auf Wunsch von Landgraf Wilhelm IV. an derselben Stelle.
Das Rotenburger Schloss befindet sich an der Fulda. Ursprünglich bildeten vier Flügel einen rechteckigen Innenhof. Nur noch drei sind mit ihren charakteristischen Türmen in den Winkeln erhalten geblieben. Der fehlende Flügel an der Ostseite, in dem sich ein Rittersaal befand, öffnet den Innenhof nun zum Schlosspark und ist begehbar.
Das Schloss von Rotenburg kann nur von außen besichtigt werden.
Schlosspark
Da ich eh am Schloss war, bot sich ein kleiner Spaziergang durch den angrenzenden Schlosspark an – auf den Spuren des Landgrafen sozusagen, denn auch der Park wurde von ihm angelegt. Einerseits lädt der Schlosspark zur Erholung ein, aber darüber hinaus finden sich hier zwei weitere Sehenswürdigkeiten von Rotenburg an der Fulda:
Ein Sandstein mit dem Bornschisser sowie eine weitere Bronzefigur im Teich: “Der Froschkönig”.
Wenn du dich fragst, ob du a) das Wort Bornschisser richtig gelesen hast und b) es so gemeint ist, wie du denkst, kann wohl beides mit “Ja” beantwortet werden.
Die Legende vom Bornschisser ist tief in der Geschichte der Rotenburger verankert und mit einem Augenzwinkern zu betrachten. Die Skulptur zeigt einen Menschen mit heruntergelassener Hose auf einem Brunnen, der sein Geschäft verrichtet. Der Bornschisser ist eine etwas spöttische Bezeichnung für den Rotenburger. Hintergrund: Einer Sage nach wurde Rotenburg im Mittelalter von Räubern und Plünderern belagert, die ihr Unwesen trieben. Um sie wieder loszuwerden, griffen die Rotenburger zu einer unflätigen List: Sie verunreinigten Brunnen und Quellen unter anderem mit ihren Fäkalien und ließen die Räuber so auf dem Trockenen sitzen, was diese zum Rückzug zwang. So entstand die Bezeichnung der “Rotenburger Bornschisser” und ist bis heute geläufig.
Schaukelwald
Ein Spaß für Groß und Klein ist der frei zugängliche Schaukelwald mit acht Schaukelelementen im Schlosspark. Schaukeln ist ausdrücklich auch uns Erwachsenen erlaubt. Seit er 2019 eröffnet wurde, erfreut er sich großer Beliebtheit und rundet den erlebbaren Freizeit- und Erholungsfaktor der Stadt ab.
Als ich dort war, herrschte aufgrund des Wetters zwar gähnende Leere und die Schaukeln hingen nur so rum, aber ich kann mir gut vorstellen, wie sie für herrlich leichte Alltagsmomente sorgen. Nicht nur die Rotenburger finden hier Spaß und Entspannung, auch Touristen wie ich erfreuen sich an diesem Gute-Laune-Projekt.
Hängebrücke Highwalk
Leider blieb mir in Rotenburg eine Begehung des Highwalk vergönnt. Bei Sturm, Regen und eisigen Temperaturen verwarf ich diesen Plan mehr oder weniger schweren Herzens, zumal ich nicht sicher war, ob die Brücke aufgrund des Wetters möglicherweise gesperrt war.
Der Highwalk ist die zweitlängste Hängebrücke Deutschlands. Mit einer Länge von 617 Metern überspannt sie das Kottenbachtal in einer Höhe von rund 59 Metern. Die Aussicht muss toll sein und wie mir berichtet wurde, kann man in der Umgebung wandern (zum Beispiel auf dem Premiumspazierwanderweg “Bornschisserweg”) und stundenlang Zeit verbringen.
Bereits in Bad Wildbad war ich auf der kürzeren Hängebrücke Wildline (380 Meter Länge). Nichts für Menschen mit Höhenangst, dachte ich damals mit etwas mulmigem Gefühl, als ich über die schwankende Hängebrücke lief. Jetzt wollte ich mich in Rotenburg der noch größeren Herausforderung stellen – zwar habe ich keine Höhenangst, aber ziemlich viel Respekt vor schwankenden Attraktionen in luftiger Höhe. Gut, hat dieses Mal nicht geklappt, dann eben beim nächsten Mal.
Mein Fazit: Ist Rotenburg schön?
Auch wenn ich meine Pläne für Rotenburg an der Fulda nicht wie geplant umsetzen konnte, hat mir die Stadt sehr gut gefallen. Wie schön muss es erst an einem milden Frühlingstag sein? Jahrhundertealte Stadtgeschichte, Sagen, hübsche Fachwerkhäuser, eine idyllische Fulda, die durch Rotenburg fließt, und gemütliche Cafés. Von all dem konnte ich an diesem Sonntagmittag schon einmal kosten, während ich mich vom eisigen Wind und der Nässe zur Eile antreiben ließ. Man sieht sich immer zweimal, heißt es. Ich komme auf dieses Sprichwort zurück und dann mit Ruhe und Sonnenschein.
Über mich

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